Die Anmerkungen in diesem Abschnitt treffen für alle zu, nicht nur für diejenigen, deren Arbeit ich selber betreue. Der Rest des Textes ist teilweise meine Meinung, die nicht zwingend von allen Betreuern geteilt werden wird, als Ausgangspunkt und Diskussionsgrundlage eignet er sich aber ebenfalls in jedem Fall.
Obwohl aus der Prüfungsordnung nicht direkt hervorgeht, dass es sich bei der Bachelor- und Projektarbeiten um wissenschaftliche Arbeiten handelt, spielt das Thema "wissenschaftliches Arbeiten" doch eine erhebliche Rolle. Denn dass diese Arbeiten wissenschaftliche Methoden anwenden, beziehungsweise den Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens zu genügen haben, steht sehr wohl drin. Was bedeutet das nun konkret, insbesondere, da es sich um ein duales Studium handelt ?
Diese Frage soll in der Vorlesung "wissenschaftliches Arbeiten" geklärt werden und in der Diskussion mit Ihrem Betreuer vertieft und auf ein konkretes Beispiel, nämlich Ihre Arbeit, angewendet werden. Aber, um die Ergebnisse dieser Diskussionen auf einen Punkt zu bringen: Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet hier, für ein betriebliches Problem die nachvollziehbar beste Lösung zu finden. Es reicht also nicht aus, eine Lösung zu finden, sondern es muss objektiv nachvollziehbar und überprüfbar die beste aus den verfügbaren Lösungen sein.
Dieses Ziel werden Sie in der Regel nur dadurch erreichen können, dass Sie auf den Erkenntnissen anderer aufbauen, also geeignete Quellen verwenden (sonst müssten Sie nämlich alle Aussagen, die Sie treffen, selber ableiten und beweisen) und ein methodisches Vorgehen verwenden, um sicherzustellen, dass Sie keine relevanten Lösungen übersehen.
Ihre Arbeit hat auch nur dann einen Sinn, wenn andere, zunächst einmal Ihr Ausbildungsbetrieb, prinzipiell aber auch alle anderen, auf Ihren Ergebnissen aufbauen können. Das bedeutet in jedem Fall, dass Sie Ihre Ergebnisse aufschreiben müssen. Weiterhin sollten Sie deutlich machen, was genau Ihre Ergebnisse sind, welche davon nur für den von Ihnen untersuchten Spezialfall, also Ihr Projekt, Ihr Unternehmen, die jeweilige Branche usw. gültig sind, und was allgemein gilt. Das erreicht man in der Regel dadurch, dass man aus der Literatur herausarbeitet, zu welchen Ergebnissen andere, die sich mit dem selben oder ähnlichen Problemen beschäftigt haben, gekommen sind und dies mit den eigenen Ergebnissen vergleicht.
Aufbauen kann man auch nur dann, wenn Sie alle relevanten Informationen liefern, also insbesondere auch Ihre Annahmen darstellen, Probleme und Einschränkungen nicht verschweigen. Ausserdem gehen alle Leser davon aus, dass Sie ehrlich sind und insbesondere fremde Gedanken als solche kennzeichnen.
Nach der Erfahrung der letzten Jahre sind diese Punkte entscheidend für ein gutes Ergebnis. Das bedeutet zunächst natürlich eine gute Note, meiner Ansicht nach aber viel wichtiger die Freude am Erreichten: Sich mit einem Thema intensiv zu beschäftigen und dieses dann wirklich bis in die Tiefe zu durchdenken und zu verstehen ist ein sehr befriedigendes Erlebnis. Eine Arbeit unter Zeitdruck so zu schreiben, dass man grade noch besteht erfordert zwar viel weniger Aufwand und Engagement, macht aber keine Freude und kann auch leicht schief gehen. Ich erwarte daher von Ihnen, dass Sie sich "ins Zeug legen", wenn Sie mich als Betreuer Ihrer Arbeit wählen.
Das Nachdenken über Probleme und das damit verbundene Lernen macht Spass ! Nehmen Sie sich dieses Vergnügen nicht durch unangemessenen Zeitdruck.Der Titel Ihrer Arbeit soll in prägnanter Form darstellen, welches Problem Sie lösen wollen bzw. welche Fragestellung Sie untersuchen werden. Idealerweise drückt der Titel auch aus, welches Ziel erreicht werden soll.
Das wesentliche Merkmal einer wissenschaftlichen Arbeit ist, dass sie einen Gegenstand hat, der untersucht wird, ein Problem, das sie löst oder eine Frage, die sie beantwortet. Das sind letztlich alles nur unterschiedliche Formulierungen des gleichen Tatbestands: Eine wissenschaftliche Arbeit kümmert sich um ein (und zwar genau ein) Thema und hat idealerweise genau ein Ziel.
An der DHBW ist dies zwingend "eine praxisbezogene Problemstellung" (PO, §19, Ziffer 1). Sie definieren deshalb das Thema Ihrer Arbeit zusammen mit Ihrem Ausbildungsbetrieb. Ich werde Sie dann im zweiten Schritt dabei unterstützen, das Thema so zu formulieren (genauer gesagt einzugrenzen, das ist in geschätzt 90% der Themen der Fall), dass Sie es in der gegebenen Zeit und mit Ihrem Vorwissen bearbeiten können.
Stellen Sie sich also die Frage, welches Problem Ihre Arbeit löst.
Aus der PO: "Die Projektarbeit hat den Kriterien wissenschaftlichen [...] Arbeitens zu genügen". Was bedeutet das nun ?
Aufgabe der Wissenschaft ist es, Erkenntnisse über die Welt zu gewinnen, das Wissen zu vermehren. Der Prozess des Erkenntnisgewinns wird rationalisiert, indem erarbeitetes Wissen mit anderen geteilt und dokumentiert wird. Dies erlaubt es anderen, auf diesen Erkenntnissen aufzubauen und damit Arbeit zu sparen (oder aber Theorien durch die Realität zu widerlegen und so den Prozess weiterzubringen).
Das bedeutet, eine wissenschaftliche Arbeit schafft neues Wissen (oder zumindest neue Erkenntnisse, etwa über existierende Theorien). Bedeutet: Eine wissenschaftliche Arbeit muss in irgendeiner Weise neuartig sein. Weiterhin ist es eher sinnlos, sich mit Fragestellungen zu beschäftigen, die für andere uninteressant sind.
Für uns bedeutet das: Eine Arbeit muss sich mit einer aktuell interessanten und für andere relevanten Fragestellung befassen, sonst ist sie wertlos. Deshalb sollten Sie sich vor Beginn der Arbeit Gedanken eben darüber machen, ob Ihr Thema diese Anforderungen erfüllt und dies schriftlich darlegen. Die Erfahrung zeigt, dass die schriftliche Fixierung erheblich bei der Strukturierung der eigenen Überlegungen hilft. Diese Arbeit ist nicht "umsonst", diese Begründung kann als Basis für die Einleitung der Arbeit genutzt werden.
"Writing is nature's way of letting you know how sloppy your thinking is." (R. Guindon)
Fragen Sie sich, ob Ihre Arbeit aktuell und (auch für andere) interessant ist.
PS: Der Zweck dieser Zusammenstellung ist nicht die exakte Definition des Wissenschaftsbegriffs, sondern eine Vorab-Checkliste
für die Anmeldung einer Projekt- oder Bachelor-Arbeit. Eine umfassende Definition werden wir im Seminar "Wissenschaftstheorie" entwickeln.
Das Seminar gibt es leider nicht mehr :-(
"Wissenschaftliches Arbeiten beschreibt ein methodisch-systematisches Vorgehen, bei dem die Ergebnisse der Arbeit für jeden objektiv nachvollziehbar oder wiederholbar sind. Das bedeutet, Informationsquellen werden offen gelegt (zitiert) und Experimente so beschrieben, dass sie reproduziert werden können. Wer eine wissenschaftliche Arbeit liest, kann stets erkennen, auf der Grundlage welcher Fakten und Beweise der Autor zu seinen Schlussfolgerungen gelangt ist, auf welche Forschungsergebnisse anderer Wissenschaftler er sich beruft (Zitation) und welche (neuen) Aspekte von ihm sind." (Aus http://de.wikipedia.org/wiki/Wissenschaftliche_Arbeit)
Praktisch jede Arbeit baut auf anderen auf, es ist schlichtweg unmöglich, nicht-banale Probleme alleine zu lösen. Die Literaturrecherche ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil der Vorarbeiten zu einer wissenschaftlichen Arbeit.
Die umfassende Recherche kann erst stattfinden, nachdem das Thema und die methodische Vorgehensweise endgültig feststehen, aber bereits in der ersten Phase der Vorbereitung, nämlich wenn Sie prüfen, ob ein Thema überhaupt geeignet ist und Sie die Themenbegründung erstellen, müssen Sie auf die Erkenntnisse anderer (also Literatur) zugreifen. In dieser frühen Phase ist nur ein Überblick erforderlich, hier sind eher Bücher und das Internet als Quellen geeignet.
Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick über die relevante Literatur. Welches ist das wichtigste (am meisten zitierte) Buch in diesem Bereich ? Gibt es Blogs, die sich mit dem Themengebiet beschäftigen ? Suchen Sie sich mindestens ein Buch heraus und überfliegen Sie die einführenden Kapitel.Die Anforderungen an eine Projektarbeit (bzw. an eine Bachelorarbeit) sind in der PO definiert: "Die Erkenntnisse der jeweiligen Fachwissenschaft [...] sollen auf eine betriebliche Fragestellung angewandt werden." Die Erkenntnisse der Fachwissenschaften schlagen sich üblicherweise in Methoden nieder, die Auswahl und systematische Umsetzung einer Methoden ist somit zwingende Voraussetzung für eine erfolgreiche Projekt- oder Bachelor-Arbeit. Welche Methode wie eingesetzt wird zeigt die Gliederung.
Um beurteilen zu können, ob eine geplante Arbeit in der verfügbaren Zeit realisiert werden kann, muss die verwendete Methode und deren Einsatz vor Beginn der Arbeit feststehen, also eine vorläufige Gliederung erstellt werden. Durch die Definition vorläufiger Seitenumfänge für die einzelnen Kapitel kann sichergestellt werden, dass die einzelnen Teile der Arbeit angemessen gewichtet werden.
Entscheiden Sie sich für eine Methode, die Sie zur Lösung des Problems einsetzen wollen. Versuchen Sie sicherzustellen, dass das auch die richtige Methode ist, etwa durch Vergleich mit anderen Arbeiten.Ich möchte Sie bei Ihrer Arbeit nicht nur in formalen Aspekten unterstützen, sondern zumindest zu Beginn auch fachliche Hinweise geben können. Da ich Ihnen ausserdem Hinweise zu geeigneter Literatur geben und den Aufwand für die Erstellung der einzelnen Teile Ihrer Arbeit abschätzen möchte, ist es erforderlich, dass es zumindest eine teilweise Überdeckung zwischen meinen Kenntnissen und Ihrem Themengebiet gibt ;-)
Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ich mich im erforderlichen Mass auskenne ist hoch in den Gebieten Internet der Dinge, Big Data, Software-Entwicklung, Programmierung, Software-Architekturen, Datenbanken, Netzwerktechnik, Künstliche Intelligenz, Internet-Technologien, bei allem was mit Linux zu tun hat sowie bei Themen aus der "reinen" Informatik oder der Mathematik.
In Teilbereichen kompetent bin ich in IT-Sicherheit, Informationsmanagement, CRM und Hardware-Entwicklung. In diesen Gebieten kann ich Sie unter Umständen betreuen. Das müssen wir aber in jedem Fall vorab klären.
Zu wenig Kompetenz, um eine Arbeit zu betreuen habe ich mit Sicherheit in den Bereichen User Interfaces, Software-Ergonomie, ERP-Systeme (insbesondere SAP), Prozessoptimierung sowie der kompletten BWL allgemein. Arbeiten in diesen Bereichen werde ich mit Sicherheit nicht betreuen.
Wählen Sie den Betreuer Ihrer Arbeit nicht nur, aber auch nach seiner Fachkompetenz aus.Um soweit wie möglich sicherzustellen, dass ich Ihre Arbeit betreuen kann und Sie in der Lage sind, Ihr Vorhaben in der gegebenen Zeit umzusetzen, werden wir uns rechtzeitig vor der Einreichung des Themas zu einem Gespräch treffen. Bei dieser Gelegenheit werden wir Ihr Thema und Ihr geplantes Vorgehen diskutieren. Um dies zu ermöglichen, bringen Sie zu diesem Termin bitte die vorläufige Gliederung und die Themenbegründung mit. Das Ziel dieses Gesprächs ist es, ein gemeinsames Verständnis bezüglich Ihres Themas und Ihres Vorgehens zu entwickeln. Erfahrungsgemäss werden wir dabei das Thema mehr oder weniger stark einschränken. Investieren Sie deshalb bitte nicht zu viel Zeit in die Vorbereitung, erfahrungsgemäss sollten etwa zwei Arbeitstage für die vorläufige (Literatur-) Recherche und die Strukturierung Ihrer Gedanken (Themenbegründung und Gliederung) ausreichend sein nachdem Sie sich mit Ihrem Ausbildungsbetrieb abgestimmt haben.
Da Sie diese Zeit neben Ihrer normalen Tätigkeit vermutlich nicht am Stück aufwenden können und die Vereinbarung eines Termins auch einen gewissen Vorlauf erfordert (rechnen Sie mit mindestens einer Woche - Sie sind vermutlich nicht der einzige, der in genau dieser Woche einen Termin für dieses Gespräch haben möchte), sollten Sie möglichst frühzeitig mit der Auswahl Ihres Themas und der Vorbereitung beginnen. Idealerweise noch während der Theoriephase, spätestens jedoch unmittelbar zu Beginn der Praxisphase (siehe auch hier).
Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor. Sie sollten bereits einen Überblick über das Gebiet haben. Je früher Sie das Thema und der Betreuer feststeht, umso mehr Zeit = weniger Stress haben Sie bei der Bearbeitung.